Aktuelles

26.1.2023

Dem „Schrei nach Freiheit Gehör verschafft“

Natalie Amiri wird mit dem Preis „Das Glas der Vernunft“ 2023 geehrt

In diesem Jahr wird zum 32. Mal der Preis „Das Glas der Vernunft“ verliehen. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung der Kasseler Bürgerschaft geht an die Korrespondentin und Moderatorin Natalie Amiri. „Wir werden den Preis einer unerschrockenen Journalistin übergeben, die durch ihre Berichterstattung den Heldinnen und Helden des Jahres 2022 eine Stimme gegeben hat: den Frauen und der Jugend im Iran“ sagt Wilfried Sommer, Vorsitzender des Vorstandes der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Preises. Natalie Amiri moderiert seit 2014 den ARD-Weltspiegel aus München und leitete ab 2015 für fünf Jahre das ARD-Büro in Teheran. Seit 2017 kommentiert sie für den BR auch regelmäßig aktuelle Themen in den Tagesthemen. 2020 wurde für sie nach einer Einschätzung des Auswärtigen Amtes die Gefahr zu groß, Opfer einer politischen Geiselnahme zu werden. Sie musste die Leitung des Teheraner Fernsehstudios abgeben. Vorstand und Kuratorium würdigen, dass Natalie Amiri mit ihrer Berichterstattung in besonderer Weise Verantwortung für Menschen übernimmt, die für eine freie Gesellschaft und gegen Gewalt und Fanatismus kämpfen.

Als ARD-Büroleiterin hat Natalie Amiri zwischen 2015 und 2020 jede Sendeminute und jeden Bericht gegen staatliche Auflagen verteidigt. Sie war ständiger Kontrolle ausgesetzt, stellte sich gegen Erpressungsversuche des Geheimdienstes und musste damit rechnen, verhaftet zu werden. Fortlaufend suchte sie nach Wegen, anschaulich das festhalten zu können, was tatsächlich geschieht. „Jede Geschichte, die ich erzählen wollte, war begleitet von Herzklopfen und dem Gefühl, dieses Mal holen sie dich, dieses Mal kommst Du nicht davon“, so die Preisträgerin. Für ihre Berichterstattung erhielt Natalie Amiri zahlreiche Auszeichnungen, u.a. wurde sie vom medium magazin in der Kategorie Politik zur Journalistin des Jahres 2021 gekürt. Auch als Bestsellerautorin ist sie eine Vermittlerin zwischen den Welten. Ihre Erfahrungen im Iran hat sie vielschichtig und empathisch geschildert und damit ein breites Interesse in der deutschen Gesellschaft geweckt.

In den letzten Monaten sei, so Sommer, aus den Reformbewegungen im Iran eine umfassende Protestbewegung geworden, die alle Volks- und Konfessionsgruppen der iranischen Gesellschaft einschließe. Natalie Amiris Berichterstattung und ihre Stellungnahmen hätten wesentlich dazu beigetragen, dass wir diesen Umbruch erfassen und begleiten können. Sie habe Menschen eine Stimme gegeben, die sonst keine haben, nicht zuletzt habe sie einem Schrei nach Freiheit Gehör verschafft, der förmlich aus den Menschen herausbreche. Durch die Art ihrer Beiträge übernehme Natalie Amiri Verantwortung dafür, dass dieser Schrei nicht verhallt, sondern menschlich berührt. Sie werde so gleichzeitig zur Wegbereiterin einer Außenpolitik, die derzeit als „feministische Außenpolitik“ diskutiert und erprobt wird.

Vorstand und Kuratorium des Kasseler Bürgerpreises würdigen Natalie Amiri für die humanistische Blickrichtung ihrer Berichterstattung. Im Fokus auf den Iran zeigt sie Konstellationen auf, durch die gesellschaftlicher Zusammenhalt gestiftet und Fanatismus bekämpft werden.

Der Bürgerpreis „Das Glas der Vernunft“ wird am Sonntag, den 8. Oktober 2023 im Opernhaus des Staatstheaters Kassel an Natalie Amiri übergeben.

Die Preisträgerin

Zwischen Perserteppichen und Bio-Gemüse wuchs Natalie Amiri, 1978 geboren, im gutbürgerlichen München auf. Die Tochter einer Deutschen und eines Iraners studierte Diplom-Orientalistik und Islamwissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) führte sie an die Universitäten von Teheran und Damaskus. Seit 2011 vertritt sie die Korrespondenten in den ARD-Studios des BR, unter anderem in Istanbul, Athen und Rom. Seit 2014 moderiert sie den „ARD-Weltspiegel“ aus München sowie das BR-Europa-Magazin „Euroblick“.

Amiri, die Farsi, Dari und Arabisch spricht, reiste zuletzt im November 2021 nach Afghanistan. Ihr in den Aufbau Verlagen erschienenes Buch „Afghanistan – Unbesiegter Verlierer“ ist eine eindringliche Reportage aus der Zeit nach der erneuten Machtübernahme durch die Taliban, das ebenfalls bei Aufbau erschienene Buch „Zwischen den Welten. Von Macht und Ohnmacht im Iran“ wurde zum Spiegel-Bestseller.

Instagram: @natalie_amiri

Prof. Dr. Wilfried Sommer
Gesellschaft der Freunde und Förderer des Kasseler Bürgerpreises „Das Glas der Vernunft“
Vorsitzender des Vorstandes

E-Mail: vorstand@glas-der-vernunft.de
Instagram: @glas_der_vernunft
Tel.: +49 1517 0129177

Geschäftsführung:
Freia von Stockhausen
John-F.-Kennedy-Straße 19
34128 Kassel

E-Mail: info@glas-der-vernunft.de
Tel.: +49 163 6569077

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9.11.2022

Veränderungen im Vorstand

Zum Vorstand: Bernd Leifeld hat am 12.10.2022 sein Amt als Vorstandsvorsitzender niedergelegt und Prof. Dr. Wilfried Sommer als seinen Nachfolger vorgeschlagen. Der Vorstand hat Herrn Sommer als Vorsitzenden gewählt und als Stellvertreterinnen Barbara Ettinger-Brinckmann und Prof. Dr. Heidi Möller.

Der Schritt wurde von Herrn Leifeld sorgfältig vorbereitet. In den letzten Jahren betonte er immer wieder, dass er den Kasseler Bürgerpreis „in die nächste Generation führen“ wolle. Herr Sommer ist seit 2017 Mitglied des Vorstandes. Herr Leifeld wird auch weiterhin im Vorstand tätig sein.

Am 9.11.2022 haben Kuratorium und Vorstand auf einer gemeinsamen Sitzung Herrn Leifeld für sein ausgesprochen großes Engagement, die wunderbar choreographierten Preisverleihungen und seine unaufgeregte Art gedankt, mit der er Verantwortung abgibt und sie in die Hände einer jüngeren Generation legt.

Viele Mitglieder haben die berührenden Preisverleihungen unter dem Vorsitz von Herrn Leifeld in bester Erinnerung: An Edward Snowden, Ärzte ohne Grenzen, Saúl Luciano Lliuya, Chimamanda Nogozi Adichie, Reporter ohne Grenzen und Bénédicte Savoy.

Herr Sommer leitete am 9.11.2022 die erste Sitzung zur Findung der Preisträger:in 2023. Er bedankte sich für das Vertrauen des Vorstandes und die Unterstützung, die er bereits in den letzten Wochen erfahren durfte.

Herr Sommer konnte in den letzten Jahren bereits viele Felder der Vereinsarbeit kennenlernen. Von ihm stammten zahlreiche Urkundentexte und Presseerklärungen. Auch hat er die Zusammenarbeit mit dem Jugendsymposion verantwortet.

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12.10.2022

Vorstand 2021 – 2025

Prof. Dr. Wilfried Sommer, Vorsitzender des Vorstands
Barbara Ettinger-Brinckmann, stellvertretende Vorsitzende
Prof. Dr. Heidi Möller, stellvertretende Vorsitzende

Ingo Buchholz
Bernd Leifeld
Prof. Dr. Michaela Nathrath
Dr. Jürgen Spalckhaver

Prof. Dr. Hansjörg Melchior, Ehrenvorsitzender

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9.10.2022

Das Glas der Vernunft zum 31. Mal verliehen

Am 9. Oktober 2022 fand im gut besuchten Opernhaus des Staatstheaters der Stadt die Verleihung des Kasseler Bürgerpreises Das Glas der Vernunft an die Kunsthistorikerin Prof. Dr.Bénédicte Savoy statt. Der Preis, 1990 von Kasseler Bürgerinnen und Bürgern gestiftet, wurde in diesem Jahr zum 31. Mal verliehen.

Bénédicte Savoy ist Leiterin des Fachgebiets Kunstgeschichte der Moderne an der Technischen Universität Berlin. Das Time Magazine zählte sie zu den einflussreichsten Persönlichkeiten des Jahres 2021 weltweit. Vorstand und Kuratorium würdigen, dass sie wissenschaftliche Forschung und kulturpolitisches Handeln verbindet.

Der Preis besteht aus einer Urkunde, einer von dem Kasseler Kunsthochschulprofessor und documenta-Künstler K.O. Blase entworfenen Skulptur mit einem Prisma (dem analytischen Glas der Aufklärung) und einem Gledpreis von 10.000 Euro.

In der Urkunde heißt es: "Prof. Dr. Bénédicte Savoy erhält den Kasseler Bürgerpreis „Das Glas der Vernunft“ für ihre unbestechliche Haltung, mit der sie wissenschaftliche Forschung und kulturpolitisches Handeln verbindet. Mit ihrem Willen zum Wissen und ihrem Verlangen nach Fakten ist sie in transparenter Weise ins Herz der Kolonialgeschichte vorgestoßen. Kunstwerke bilden für Menschen einen Anlass, ihre Kultur zu leben. Kunstraub greift unmittelbar in das kulturelle Erbe einer Gesellschaft ein. Er berührt eine Tiefenschicht menschlicher Existenz. Die Kasseler Bürgerinnen und Bürger ehren Bénédicte Savoy für ihr wegweisendes Engagement, durch das andere Kulturen nicht nur anerkannt, sondern auch in ihrem kulturellen Erbe gewürdigt und mit ihren Objekten sichtbar gemacht werden."

Die Festrede hielt Dr. Mahret Ifeoma Kupka, Kunstwissenschaftlerin, Kuratorin und Autorin und seit 2013 Kuratorin für Mode, Körper und Performatives am Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main. Als Laudator war Stefan Koldehoff, Journalist, Kunstmarktexperte und Sachbuch-Autor und Kulturredakteur des Deutschlandfunks zugeschaltet. Musikalisch belebte der senegalesische, in München lebende Musiker Laye Mansa die Veranstaltung. Begrüßung und Moderation übernahm der Vorsitzende Bernd Leifeld. Der Dank von Frau Savoy berührte das Publikum.

Die Finanzierung des Preises sowie der Veranstaltung zur Preisverleihung erfolgt ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden von Bürger:innen der Stadt und der Region Kassel.

Pressestimmen: Die HNA berichtete am Montag, dem 10. Oktober 2022, ausführlich über die Veranstaltung "Im Herzen der Kolonialgeschichte" (HNA vom 11. Oktober 2022, S. 3).

Eine interessante Ergänzung zur Thematik mit Bezug zu Kassel findet sich in der HNA vom 11. Oktober 2022, S. 7: Kolonialgeschichte in der Orangerie.

Interview im Hörfunk hr2: bürgerpreis "Glas der Vernunft" an Bénédicte Savoy. Bénédicte Savoy zu Gast in hr2-kultur, Sendung: hr2-kultur "Am Nachmittag", 30.09.2022

Prof. Dr. Wilfried Sommer, Bénédicte Savoy, Bernd Leifeld und Barbara Ettinger-Brinckmann bei der Preisübergabe Foto: © Harry Soremski

Bénédicte Savoy, Foto: © Harry Soremski

Foto: © Harry Soremski

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